29 - Präsidenten-Talks: Prof. Hornegger im Gespräch mit Prof. Brandl-Risi [ID:34268]
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Liebe Angehörige der FAU, liebe Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren,

die Infektionszahlen gehen zurück, die Impfquote steigt und mit dieser Entwicklung öffnen auch

nach und nach Kultureinrichtungen ihre Türen. Welche Auswirkungen die Pandemie nach über einem Jahr

in Museen, Theatern und Schauspielhäusern hinterlassen hat, darüber spreche ich heute

mit meinem Gast, Frau Professorin Dr. Bettina Brandl-Risi. Sie hat bei uns an der FAU eine

Professur für Theaterwissenschaft. Bettina, ich grüße dich, wie geht es dir? Danke, ich würde

sagen verhalten optimistisch, nachdem ich vorgestern zum ersten Mal nach unglaublich

langer Zeit wieder in einer Theateraufführung mit Live-Publikum war, in der Premiere Isola am

Schauspielhaus Nürnberg, Wiedereröffnung. Es war großartig, es war beglückend, vor allem deswegen,

weil wir als Publikum am Ende der Aufführung jede, jeder einzelne eine Blume bekommen haben.

Blumen fürs Publikum, das sagt doch schon alles. Das ist aber sehr nett, höre ich auch zum ersten

Mal und freut mich auch, dass gewissermaßen der Weg in Richtung Normalität jetzt eingeschlagen

wird. Ich hatte es ja auch eingangs erwähnt, mehr als ein Jahr waren letztlich die Kultureinrichtungen

in Deutschland beinahe durchgängig geschlossen. Festivals wurden ja komplett abgesagt. Welche

Auswirkungen hatte denn die Pandemie auf Veranstalterinnen und Veranstalter sowie

Künstlerinnen und Künstler? Also der Kulturbereich ist mit Sicherheit einer der Bereiche, die am

aller, aller heftigsten von der Pandemie getroffen wurden und besonders natürlich die performativen

Künste, die traditionell auf die gleichzeitige Anwesenheit von Aufführenden, Auftretenden und

Zuschauenden setzen. Und da sehen wir einfach, dass auf der Ebene der Institutionen natürlich

eine unglaubliche Flexibilität an Planung, an Umplanung, an sich einstellen auf die Bedingungen

gefragt waren, nachdem also Öffnungsszenarien wieder entwickelt wurden, haben aber manche Häuser bis

zu drei Spielzeitplanungen schon im Sommer, im letzten Sommer vorgelegen müssen, die sie dann

alle wieder revidieren mussten und letztlich jetzt damit konfrontiert sind, für die letzten paar

Wochen der Spielzeit noch einen minimalen oder maximalen Spielbetrieb zu gewährleisten. Sich

darauf einzustellen, dass man eben Aufführungen möglichst Corona-konform gestaltet, wenige Sitzplätze

natürlich nur verkaufen kann und aber auch die die Gestalt der Aufführungen sehr stark auch davon

beeinträchtigt wird, dass dann eben zum Beispiel hauptsächlich Solo-Aufführungen oder eben keine

mit großem Chor gemacht werden können, so dass man da auch mehr oder weniger unbeschadet letztlich

in den Aufführungen arbeiten kann. Am schlimmsten ist es aber natürlich für die Menschen, für die

Künstlerinnen und Künstler, die keine Auftrittsmöglichkeiten hatten lange Zeit, die

auch deren wirtschaftliche Grundlage ja letztlich weggebrochen ist. Glücklicherweise ist ja Deutschland

ein Land, was Kultur und Kunst doch mit öffentlichen Geldern massiv finanziert, also die

Festangestellten hatten da mehr Glück als die Freiberuflerinnen, die letztlich als Solo-

selbstständige durch fast alle Förderprogramme gefallen sind und eben weil sie auftritts- oder

projektbasiert finanziert werden, auch keine Möglichkeiten hatten ihren Lebensunterhalt zu verdienen

über viele Monate, geschweige denn künstlerisch tätig zu sein, ihren Beruf auszuüben. Und da gab

es natürlich Förderprogramme, da gab es Initiativen, die das auch versucht haben,

abzumildern, die wirtschaftlichen Folgen abzumildern. Allerdings zeigt sich dann auch wiederum, dass

auch unsere hochentwickelte deutsche Förderkultur manchmal nicht so viel versteht von den prekären

Lebensbedingungen, die freiberufliche Künstlerinnen tatsächlich Tag für Tag ja aushalten, um ihre

Kunst ausüben zu können. Und da ist bestimmt auch noch sehr viel Nachholbedarf. Gleichzeitig finde

ich es ungemein beglückend zu sehen, dass viele Künstlerinnen und Künstler sofort, auch während

des ersten Lockdowns schon angefangen haben, auch kostenlos Auftritte zu gestalten. Igor Levitt,

der über Twitter Konzerte aus seinem eigenen Wohnzimmer gestreamt hat oder Daniel Hope,

der Geiger, der in Arte Hope at Home jeden Abend aus dem eigenen Wohnzimmer ein Programm

gestaltet hat, um nur die Prominenten zu nennen, aber auch die zahllosen Auftritte vor Altenheimen

und Pflegeeinrichtungen oder auch die vielen Aktivitäten, die sich dann in den digitalen

Raum verlagert haben, die Streamings und Online-Formate, die entwickelt wurden, sind eigentlich auch

ja schön zu sehen in dieser ganz, ganz komplizierten Lage, die man tatsächlich nicht schön

reden kann. Und wir müssen ja auch davon ausgehen, dass manches einfach nicht schaffen,

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:22:20 Min

Aufnahmedatum

2021-06-11

Hochgeladen am

2021-06-14 12:04:30

Sprache

de-DE

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